Donnerstag, 13. März 2008

Spigel artikel

Die Rauchzeichen der Indianer
Das Wort Mapuche heißt "Menschen der Erde" - und für ihr angestammtes Land und ihre Rechte darauf kämpfen die Indianer vom gleichnamigen Volk gegen die Regierung in Santiago. Radikale Mapuche-Indianer besetzten in den vergangenen Wochen immer wieder Farmen und steckten Lastwagen von Holzgesellschaften in Brand. Selbst für einen Mordanschlag auf den Manager eines Wasserkraftwerks sollen sie verantwortlich sein. Nun haben sie selbst ein Opfer zu beklagen. Beim Versuch, eine Farm zu besetzen, kam es zu einer Schlacht mit der Polizei, ein 22 Jahre alter indianischer Student wurde getötet. Das hat den Konflikt im Süden Chiles zusätzlich angeheizt.
Die Mapuche protestieren seit Anfang der neunziger Jahre gegen die Rodung ihrer Wälder und den Bau riesiger Staudämme. Unter der Pinochet-Diktatur waren die Indios weiter aus ihren traditionellen Stammesgebieten vertrieben worden; einheimische, aber auch asiatische Konzerne rückten nach und holzen seitdem die zum Teil tausend Jahre alten Araukarien-Wälder ab, um Zellulose zu gewinnen. Die Regierung ließ auch den Bío-Bío-Fluss im Mapuche-Land stauen, um ein Wasserkraftwerk zu betreiben, und überflutete damit weite Landstriche. Nun wird der Landkonflikt auch zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen, welche die zerstrittene Regierungskoalition von Präsidentin Michelle Bachelet zusätzlich belasten. Außerdem wehren sich die Mapuche dagegen, von der Justiz weiter nach dem Anti-Terror-Gesetz verfolgt zu werden, das noch aus der Zeit der Pinochet-Diktatur stammt. Präsidentin Bachelet hat nun eine dreiköpfige Kommission ernannt, die sich der Probleme der Mapuche annehmen soll.
DER SPIEGEL 4/2008

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